Mittwoch, 20. März 2013

Feldpostwesen


Feldpostwesen

Bei den Kriegen im 19. Jh. und den beiden Weltkriegen kam der Versorgung der im Einsatz befindlichen Soldaten an der Front mit Nachrichten aus der Heimat eine besondere Bedeutung zu. Mit dem Einsatz moderner Kommunikationstechnik wie Telefon und Funk verlor das Feldpostwesen nach den beiden Weltkriegen erheblich an Bedeutung, stellte  jedoch für die Frontsoldaten des ersten Weltkrieges die einzige Verbindung zu den Familien in der Heimat dar und war deshalb in militärischer Hinsicht ein sehr bedeutender psychologischer Faktor.
Die Gesamtleitung des Feldpostwesens oblag dem Reichspostamt. Bei Mobilmachung trat eine Feldpostabteilung zusammen, die für die Abwicklung des Postverkehrs zwischen der Front und der Heimat verantwortlich war. Die Zustellung der Post war natürlich nur dann möglich, wenn der Aufenthalt des Empfängers bekannt war. Als erste Amtshandlung wurde deshalb eine sogenannte „Feldpostübersicht“ aufgestellt. Die Feldpostübersicht war ein exaktes Abbild der Organisationsstruktur des Heeres und enthielt alle militärischen Einheiten mit den Angaben zum augenblicklichen Einsatzort. Die Feldpostübersicht durfte auf keinen Fall in die Hände feindlicher Nachrichtendienste fallen und war deshalb streng geheim, ihre Auflage limitiert und über jedes Verzeichnis musste ein Nachweis geführt werden.

An der Spitze der Feldpostabteilung stand der Feldoberpostmeister. Ihm nachgeordnet waren die Armeepostdirektoren, denen wiederum alle Feldpostämter (Feldpostanstalten) ihres Bereichs unterstellt waren. Feldpostanstalten / Feldpostämter wurden für jedes Generalkommando eines Armeekorps, für das große Hauptquartier und als Feldpostexpedition für jede Division (Infanterie, Kavallerie, etc.) eingerichtet. Die Anzahl der Dienststellen war naturgemäß im Verlauf des Krieges einer starken Fluktuation unterworfen. In der Spitze waren 53 Feldpostämter, 270 Feldpostexpeditionen und 417 Feldpoststationen im Einsatz. Grundlage für die Verteilung der Feldpost war wie bereits oben erwähnt die „Feldpostübersicht“, in welcher alle selbstständigen oder selbstständig auftretenden Einheiten an der Front oder den besetzten Gebieten nach einem bestimmten Muster  mit ihren zugeordneten Feldpostanstalten aufgeführt waren. In der Übersicht waren zudem die Postanstalten an der Grenze, die sogenannten „Leitpunkte“, verzeichnet, die für die Verteilung der Postsendungen eine wichtige Funktion wahrnahmen. 

Die fortschreitende Kriegsdauer erforderte natürlich eine ständige Berichtigung der Feldpostübersicht, ohne welche die Verteilung der Feldpost nicht möglich gewesen wäre. Die ständige Aktualisierung gestaltete sich sehr schwierig, da im Verlauf des Krieges neue Einheiten gebildet wurden, alte Einheiten auseinanderfielen und die Zulieferung durch das Heer nicht immer zeitnah erfolgte oder sogar unterblieb. Bei bevorstehenden größeren militärischen Operation wurden zudem zum Zweck der Geheimhaltung Sperren verhängt, um Truppenverschiebungen zu verschleiern. Die Feldpostübersicht erschien 1914 in einer Auflage von 400 Exemplaren mit jeweils 60 Seiten und 2.677 Einzelverbänden. Die Auflage vom 07. März 1917 umfasste zum Vergleich 691 Seiten. Neben der Feldpostübersicht wurden später als Ergänzung noch ein Verzeichnis der nicht beim Feldheer befindlichen Stäbe und Truppen und ein Verzeichnis der Grenzschutztruppen herausgegeben.

Die Post für Soldaten an der Front wurde bei der schnellsten erreichbaren Postsammelstelle  (23 im Reichsgebiet) gesammelt und anhand der Feldpostübersicht sortiert (Grob-, Mittel-, Feinsortierung). Anschließend erfolgte die Weiterleitung an die Leitpunkte (1 Leitpunkt je Armee, (bedeutende Leitpunkte waren Köln, Trier, Metz, Straßburg, Königsberg, Thorn, Breslau und Dresden). Von dort erfolgte die weitere Verteilung an und über die Feldpoststationen / Feldpostexpeditionen auf Divisionsebene und weiter an die Einheiten an der Frontlinie. Die Leitpunkte wurden nicht nur aus technischen Gründen, sondern insbesondere aus Gründen der Konspiration eingerichtet. Der Geheimhaltung kam im Verlauf des Krieges eine immer größere Bedeutung zu. Bereits im Kriegsjahr 1915 wurde über Änderungen des bisherigen Systems nachgedacht. Danach sollte die Korps- und Divisionsbezeichnung auf den Briefen (auf dem obigen Brief noch angegeben) entfallen. Auf eine Änderung wurde jedoch zunächst aufgrund der damit erforderlichen Änderungen von Stempeln, Vordrucken etc. verzichtet. Im November 1916 wurde jedoch bekannt, dass die Alliierten anhand von Feldpostbriefen  gefangener deutscher Soldaten Aufschlüsse über die Heeresstruktur erlangen konnten. Das sicherste Mittel dem vorzubeugen wäre gewesen, keine Angaben zu höheren Verbänden und Feldpostanstalten zu machen. Da dies  jedoch aus posttechnischen Gründen nicht möglich war, einigte man sich auf folgende Varianten:

Neben dem Dienstgrad und dem Namen des Empfängers mussten / sollten entweder
1. das Regiment, Bataillon (Abteilung) oder Kompanie (Eskadron, Batterie) oder
2. ein selbständiges Bataillon (Abteilung) und Kompanie (Eskadron, Batterie) oder
3. bei besonderen Formationen (Kolonnen, Flieger, Funker usw.) deren amtliche
    Bezeichnung angegeben werden.
Bei Truppenteilen, die keinem Regimentsverband angehörten (Ziffern 2 und 3 ) war außerdem die zuständige Feldpostanstalt mit ihrer Nummer anzugeben. Bei Verbänden, die eine Bezeichnung des Regimentsverbandes erforderten ( Infanterie-Regiment etc.) durfte die Feldpostnummer nicht hinzugefügt werden. Unzulässige war es auch, bei Divisionen, Stäben von Armeekorps und Brigaden die Feldpostnummer anzugeben. Diese neue Regelung trat am 15.02.1917 in Kraft.


Beispiel eines Feldpostbriefes vom 29.09.1916 mit Stempel der 10. Kompanie
des 16. Königlich Sächsischen Infanterie-Regimentes 182 und der
Feldpostexpedition der 216. Infanterie-Division

Feldpostbrief vom 29.09.1916








2 Kommentare:

  1. Vieelen lieben Dank !!!
    Dieser Artikel hat mir das leben und meine Facharbeit gerettet!!! Man findet nämlich sonst ziemlich wenig zu dem Feldpostwesen im 1. WELTKRIEG ;)

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  2. Wo befand sich Feldposttation 401 oder 406 am 12.6.16? Wer hilft? bitte an hlmtlin@aol.com

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